Es ist eine so unglaubliche Story, dass der Verdacht nahe liegt, die Geschichte vom Gesamtsieg bei der 37. Internationalen Jännerrallye durch Lokalmatador Michael Lengauer wäre in Wahrheit einem Hollywood-Drehbuch entsprungen. Doch was sich an den vergangenen vier Tagen im Mühlviertel abgespielt hat, ist wirklich so passiert.
Michael Lengauer, 29 Jahre alt und bislang bei gerade einmal 16 Rallyes am Start, hat in seiner kurzen Karriere erst einmal einen topmodernen Rally2-Boliden gesteuert: vor ziemlich genau einem Jahr, als der Mühlviertler bei der Jännerrallye 2023 völlig überraschend eine SP-Bestzeit gegen die versammelte nationale und internationale Konkurrenz – darunter auch Ford-Werkspilot Adrien Fourmeaux – einfahren konnte. Am Ende gab’s Gesamtrang vier und viel Lob vom Mitbewerb sowie der Fachwelt. Sogar Rallye-Legende Walter Röhrl zog seinen Hut und unterstützte die Fundraising-Kampagne, die Michael Lengauer weitere Starts im Rally2-Boliden ermöglichen sollte.
Doch trotz aller Bemühungen musste dieser ein ganzes Jahr lang warten, bis er wieder in einem Rally2-Fahrzeug Platz nehmen konnte. Im Team von Rekordstaatsmeister Raimund Baumschlager (BRR) gab’s im Vorfeld der Jännerrallye einen kurzen Test, rund 40 Kilometer absolvierten Lengauer und Co Erik Fürst. Danach gab’s Lob von BRR-Boss Baumschlager, doch dass sein neuestes Teammitglied bei der Rallye selbst in so sensationeller Weise „abliefern“ würde, damit hätte auch Raimund Baumschlager nicht gerechnet: „Man kann nur den Hut ziehen, es ist einfach sensationell, was er macht. Er ist auf jedem Untergrund richtig schnell, schlicht und ergreifend ein Naturtalent. Und dabei lässt er sich aber auch etwas sagen und setzt das Gesagte gleich perfekt um. Ich wünsch‘ ihm wirklich von Herzen, dass jetzt endlich jemand auf ihn aufmerksam wird und ein Geld auslässt, damit er richtig Rallye fahren kann!“
Am Ende hatte Michael Lengauer die meisten SP-Bestzeiten (6) erzielt, ab Sonderprüfung drei die Führung nicht mehr abgegeben und trotz eines Drehers auf SP9 am Samstag schlussendlich 14,2 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten, Dreifach-Staatsmeister und Mitfavorit Simon Wagner. Nach der Zieldurchfahrt war Lengauer anzumerken, dass er noch nicht vollständig realisiert hatte, welche Sensation ihm da soeben in seiner Heimat gelungen war: „Was soll ich sagen, ich bin einfach überglücklich. Ein riesengroßes Dankeschön an meinen Co Erik, an Raimund und das gesamte Team von BRR, an meinen Teamkollegen Julian Wagner und natürlich an meinen Hauptsponsor LKW Friends on the Road sowie an alle weiteren Unterstützer und die vielen Fans draußen an den Sonderprüfungen. Noch gibt’s keine Pläne für weitere Einsätze in diesem Jahr, aber ich hoffe doch, dass sich in den nächsten Wochen etwas ergibt“, so Michael Lengauer.
Erwähnt sei noch, dass sich nicht nur Lengauer selbst mit seinem Jänner-Triumph in den „Rallye-Olymp“ geschossen hat, selbiges gilt nämlich auch für Co-Pilot Erik Fürst, der in seiner erst elften (!) Rallye gleich ganz oben am Podest stehen durfte.